Erster emissionsarmer NatureLine Tierwohlstall in der Schweiz!

Familie Bigler im Kanton Bern (Schweiz)



Erster emissions- und ammoniakreduzierter NatureLine Tierwohl-Schweinemaststall in der Schweiz ist feierlich eröffnet worden.


Seit Generationen wurde der landwirtschaftliche Betrieb Bigler sehr erfolgreich weiterentwickelt. Ruedi Bigler, ein diplomierter Meisterlandwirt, gemeinsam mit seiner Frau Christine sowie ihren beiden erwachsenen Kindern Manuela und Simon, zählen zu den führenden Betriebsleitern moderner Bauernhöfe in der Schweiz. Fortschritt, Technik, Nachhaltigkeit und Tierwohl bilden zusammen die Eckpfeiler in der landwirtschaftlichen Produktion. Auf ihrem Hauptbetrieb in Moosseedorf wird Milchviehhaltung mit 120 Kühen und Nachzucht sowie die Zuchtsauenhaltung für 110 Sauen und Ferkelaufzucht betrieben. Zudem betreibt die Familie Bigler am Hauptstandort eine Biogasanlage mit 340 KW und angeschlossener Nahwärmeversorgung für 170 Haushalte, das Schulzentrum und der Gemeindeverwaltung. Auf beiden Betrieben wurden Photovoltaikanlagen zur eigenen Stromversorgung installiert. Am zweiten Standort in Bätterkinden wurde schon seit 20 Jahren die Schweinemast mit IP-Suisse Label-Produktion betrieben. Da der alte Stall erneuert werden musste, wurde dieser abgerissen und ein neuer emissionsarmer NatureLine Tierwohl-Maststall für 950 Mastplätze, der erste seiner Art in der Schweiz, errichtet. Der Stall ging im Dezember 2023 in Betrieb und wurde am 22.03.2024 feierlich mit einem Tag der offenen Tür eröffnet.

Die Entscheidung für den ersten emissions- und ammoniakreduzierten NatureLine Tierwohl-Maststall ist nach Besuchen in Österreich gereift.

Schon zwei Jahre zuvor ist die Familie mehrmals nach Österreich gereist, um das Konzept des NatureLine Stalles anzuschauen. Es ist einem typischen Labelstall aus der Schweiz sehr ähnlich. Die Buchten sind in eine klimatisierten Liegebereich und einen Fress- und Mistbereich mit Aussenklima strukturiert. Eine ausgeklügelte Frisch- und Abluftführung, eine Trockenfütterung die für viel Beschäftigung sorgt und die Kot-Harn-Trennung mit Unterflurschrapper machen den Unterschied. Sie sorgen für saubere Buchten und ruhige, gesunde Tiere. Gleichzeitig werden Ammoniak- und Geruchsemissionen als auch der Pflegeaufwand für die Buchten reduziert.

Top Leistungen und weniger Arbeit im neuen NatureLine Tierwohl-Maststall nach 4 Monaten Betriebszeit.

Die operative Betriebsführung des neuen Tierwohlstalls macht Simon Bigler. Er freut sich besonders darüber, dass die Leistungen im neuen Stall gegenüber früher um 10 % gestiegen sind. Aktuell sind noch nicht alle Durchgänge ausgewertet, aber die Werte werden über 1.000 g Tageszunahmen erreichen. „Die routinemäßige Kontrollarbeit konzentriert sich nun vielmehr auf die Tierkontrolle als das händische Ausmisten der Buchten“, freut sich Simon. „Während der Wintermonate musste der Stall aktuell nur einmal pro Woche mit der Gabel bearbeitet werden, um wenige feuchte Stellen zu entfernen.“

Die Produktionsrichtlinien von IP-Suisse werden sogar übertroffen. Damit ist der Stall für mögliche Verschärfungen der Produktionsauflagen vorbereitet.

Gemäß der IP-Suisse Label-Produktionsrichtlinien sind 1,6 m2 Gesamtfläche, die sich in einen Liege- und Auslaufbereich gliedert, vorgeschrieben.

Die Schweine im neuen Tierwohlstall haben in der Ausmast sogar 1,9 m2 zu Verfügung. Zudem muss der Auslauf zu einem Teil unüberdacht sein. In den Sommermonaten von Anfang April bis Ende Oktober darf ein Windschutznetz zur Beschattung aufgespannt werden. Der Absatz ist über das Label-Programm gesichert und bietet einen leicht höheren Preis im Vergleich zu konventionellem Schweinefleisch. 

Spotmix Multiphasenfütterung versorgt die Vormast- und Endmastschweine bedarfsgerecht und trocken am Langtrog-Futterautomat. 

Die Schweinemast ist in der Schweiz traditionellerweise mit der Flüssigfütterung verbunden, insbesondere um Maiskornsilage und Molke an die Mastschweine zu verfüttern. Bei Maiskornsilage muss man mit der Spotmix Multiphasenfütterung keine Abstriche machen. Die Anlage mischt alle Futterkomponenten bedarfsgerecht pro Futterstellenventil zusammen und dosiert die Futtermischung an einen Langtrog-Futterautomaten. Dadurch bleiben die Schweine länger und aktiver mit der Futteraufnahme beschäftigt und neigen weniger dazu, die Schwänze der anderen Schweine anzuknabbern. 

Seit dem Start im neuen NatureLine Tierwohl-Maststall vor 4 Monaten musste Simon Bigler nur zwei Schweine in eine Krankenbucht separieren. Da die Futteraufnahme für die Schweine über den ganzen Tag verteilt möglich ist, wurde auch mehr Futter aufgenommen und damit die Zuwachsleistungen gesteigert.

Strohmatic light ermöglicht automatisches Einstreuen und Entstauben des Strohs. 

Die verwendeten Strohballen werden schon auf dem Feld kurz geschnitten. Mittels eines Ballenauflösers wird das gepresste Stroh aufgelockert und entstaubt, bevor es über eine Seilscheibenförderanlage in den Stall befördert wird. Dort wird für jede Bucht ein Dosierer mit Stroh befüllt. Dieser wird 3-5 mal täglich automatisch entleert. So haben die Schweine immer frisches Stroh zum Liegen, Wühlen und Knabbern. Die Strohmenge pro Tier ist wesentlich geringer und liegt zwischen 50 und 100 g/Tier und Tag. Im Gegensatz zum vorherigen Stall entsteht hier keine Mistmatratze. Es reicht den Stall am Mastende zu reinigen, bevor die neuen Ferkel eingestallt werden. 

Eine Zuluftkühlung mit Coolpad und Zuluftführung über einen Kanal im Stall ist entscheidend für eine zuverlässige Funktion das ganze Jahr über. 

Über das Coolpad wird die Luft um bis zu 10 °C abgekühlt und mit einem Ventilator in den Zuluftkanal gedrückt. Die kalte Luft strömt langsam von unten über die Buchtenwände und wird dann durch gesteuerte Wandventile nach draußen gedrückt. Die Abluftkamine im Auslauf dienen der Sicherheit in heißen, windarmen Phasen, um auch zu dieser Zeit ein Absaugen der verbrauchten Luft zu gewährleisten. 

Kot-Harn-Trennung ist der Schlüssel zur wesentlichen Reduktion von Ammoniak-Emissionen im Stallbereich. Nitrifikation zur Harnstabilisierung senkt die Emissionen bis aufs Feld. 

Der Auslaufbereich ist mit Kunststoffrosten ausgestattet. Darunter findet sich ein Unterflurkanal mit betoniertem Gefälle zur Mitte, wo eine Harnrinne eingebaut ist. Damit kann der Harn unmittelbar vom Kot getrennt werden und fließt in eine Harngrube. Der feste Mist und durchgetretene Strohreste werden mittels Unterflurschrapper mehrmals täglich in einen Querkanal und von dort mittels Schubstange und Steigschnecke in einen Containerwagen befördert. Der so separierte Kot kommt in die Biogasanlage am Hauptbetrieb in Moosseedorf und hat eine bis zu fünfmal höhere Gasausbeute als gemischte Schweinegülle. Der separierte Harn wird zukünftig über eine neuartige biologische Nitrifikationsanlage stabilisiert. Ziel ist es die Ammoniakverluste gegenüber eines durchschnittlichen Schweizer Schweinemastbetriebs um 55 bis 65 % zu reduzieren. Das sorgt für etwa 2.5 kg zusätzlichen Stickstoff pro Mastplatz und Jahr, der in Form von Wirtschaftsdünger auf dem Feld zur Verfügung steht. 

Der NatureLine Schweinestall ist der erste emissionsreduzierte Tierwohl-Schweinemaststall in der Schweiz. Er integriert alle verfügbaren Technologien nach dem neuesten Stand der Technik, um eine zukunftsweisende und emissionsarme Schweineproduktion mit Fokus auf das Tierwohl zu ermöglichen.

Wir wünschen der Familie Bigler weiterhin viel Erfolg im neuen Stall.

Natu­re­Line 
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